Wir trauern um Maria Mies, die am 15.Mai 2023 im Alter von 92 Jahren verstorben ist.

Die Kölner Wissenschaftlerin und Feministin spielte eine zentrale Rolle in der Autonomen Frauenbewegung. Für die Mitarbeiterinnen von Frauen helfen Frauen e.V. Köln wird sie in Erinnerung bleiben als maßgebliche Wegbereiterin für das erste Autonome Frauenhaus in Köln. Maria Mies war renommierte Soziologin, Autorin und Aktivistin. Sie forschte und publizierte intensiv im Bereich der Frauenforschung und war als Globalisierungskritikerin weltweit vernetzt. Sie nahm außerdem bis zuletzt politisch aktiv am Weltgeschehen teil.

Den Weg zur Soziologie und zu Fragen der Frauenforschung fand Maria Mies während eines längeren Aufenthaltes in Indien, wo sie auf die Situation der arbeitenden Frauen im Lande aufmerksam wurde und ihre ersten Beobachtungen zu strukturellen Ungleichheiten der Geschlechter machte. Zurück in Deutschland studierte sie Soziologie und schlug eine universitäre Karriere ein, welche sie schließlich an die Fachhochschule Köln führte. Mies wurde zunehmend auch politisch aktiv, widmete sich feministischen Inhalten und errichtete die ersten Frauenseminare an der Fachhochschule. In dieser Zeit wurde von Erin Pizzey in London das erste Haus für geschlagene Frauen errichtet. Eine Gruppe Studentinnen um Maria Mies sah die Notwendigkeit eines solchen Hauses auch hierzulande, und beschloss, in Köln ein Frauenhaus zu errichten. So wurde Maria Mies zur Mitbegründerin des ersten Autonomen Frauenhauses, das nach langer Vorarbeit im Jahre 1976 eröffnet werden konnte.

Unterschriftenaktion in der Kölner Innenstadt 1976

Es war das erste Frauenhaus in Westdeutschland, das ohne staatliche Unterstützung gegründet wurde und war die Initialzündung für die Gründung von immer mehr „Frauen helfen Frauen“ Vereinen als Träger Autonomer Frauenhäuser in ganz Deutschland.

„Das ist wie ein Lauffeuer durch Deutschland gegangen“, so Maria Mies.

Dabei war ihr die Autonomie der Frauenhäuser stets ein wichtiges Anliegen und klar verbunden mit ihren feministischen Grundwerten. Auch die heutigen Leitlinien der bundesweit vernetzten Autonomen Frauenhäuser (Zentrale Informationsstelle Autonomer Frauenhäuser) sind auf die Werte der Frauen(haus)bewegung und damit auch auf Maria Mies zurück zu führen. Diese wurden in den letzten Jahren ständig weiterentwickelt.

Im Laufe der Jahre war Maria Mies den Kölner Frauenhäusern weiterhin verbunden. Sie nahm immer wieder an Öffentlichkeitsveranstaltungen teil, sowie an zahlreichen Aktionen gegen Gewalt gegen Frauen. Zum Jubiläum des ersten Autonomen Frauenhauses in Köln wurde die Dokumentation „Weggehen um Anzukommen – 40 Jahre autonome Frauenhäuser in Köln“ produziert. Hier ist Maria Mies im Interview zu Beginn des Filmes zu sehen und zu hören. Bei der Filmpremiere im Januar 2016 gab sie mit 85 Jahren Anekdoten aus der Gründer*innenzeit mit großem Humor zum Besten.

Für Frauen helfen Frauen e.V. war Maria Mies eine wichtige Vorreiterin und ein großes Vorbild, bis zuletzt.

Danke Maria!

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